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Angststörungen

Angst ist zunächst einmal ein normales und natürliches Gefühl

Angst ist ein allen Menschen vertrautes Gefühl der Beklemmung, Bedrückung und Bedrohung angesichts einer Gefahr. Jeder wird zugeben, dass er Angst kennt. Aus biologischer Sicht dient das Gefühl Angst dazu, uns auf eine Gefahr aufmerksam zu machen und den Organismus auf eine schützende Reaktion vorzubereiten. Der gesamte Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, damit wir im Bedarfsfall flüchten, kämpfen oder uns anderweitig in Sicherheit bringen können. Auch im modernen Leben sind solche Reaktionen nicht überflüssig, z. B. im Straßenverkehr, wenn uns eine bedrohliche Situation alarmiert oder wenn etwa ein Fußgänger vor einem plötzlich auftauchenden Auto zurückspringt. Die Reaktionen des Körpers bei Angst (z.B. Herzklopfen, Steigerung der Atmung) können dabei sehr intensiv sein.

Experten unterscheiden zum Thema Angst oft noch genauer zwischen "Furcht", einer sehr raschen und intensiven Schnellreaktion, und "Angst", einem länger andauernden Gefühls- und Anspannungszustand. Umgangssprachlich wird meist für beides der Sammelbegriff "Angst" verwendet.

Was ist eine Angststörung

Der wichtige Schutzmechanismus Angst kann leider auch zu einem Krankheitsbild werden. Das ist dann der Fall, wenn Angstsymptome sich zu einer ausnehmend starken Belastung im Leben eines Menschen entwickeln, die der Betroffene nicht mehr kontrollieren kann. Dann sprechen Fachleute von einer Angststörung. Das Angstgefühl kann zu einem ständigen Begleiter werden und dazu führen, dass die Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt wird. Häufig kommt es auch zu Folgestörungen - manche Betroffene entwickeln wegen der hohen Belastung durch die Ängste eine Depression oder geraten in eine Abhängigkeit von beruhigenden Substanzen (Alkohol, Beruhigungsmittel), die sie zur Selbsthilfe gegen ihre Ängste einsetzen.

Eine Angststörung ist im Unterschied zur normalen Angst dadurch gekennzeichnet, dass die Angstreaktion als übertrieben und als zu lange anhaltend angesehen werden muss und dass die Angst für die Bewältigung einer Situation nicht mehr wirklich hilfreich ist. Je nach Angstinhalt werden die folgenden Angststörungen unterschieden: Panikstörung, Agoraphobie (Platzangst), soziale Phobie, generalisierte Angststörung, spezifische Phobie (z.B. Höhenangst, Spinnenangst, Flugangst, Zahnbehandlungsangst) oder Krankheitsangst.

Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 20 % aller Menschen im Laufe ihres Lebens eine dieser Angststörungen entwickeln.

Wie hilft Psychotherapie bei Angststörungen?

Angststörungen lassen sich durch Psychotherapie gut behandeln, das zeigen viele Untersuchungen und die therapeutische Erfahrung.

In der Verhaltenstherapie wird in einer Mischung aus sinnvoller Problemanalyse und aus der Anwendung wirkungsvoller Bewältigungshilfen ein Prozess gestaltet, bei dem der Betroffenen schrittweise die Kontrolle über sein Leben wieder zurück gewinnt. Die Therapie wird in einigen Aspekten sehr genau auf die jeweilige Angststörung zugeschnitten, weil sich ein solches "störungsspezifisches" Vorgehen bei vielen Angststörungen als besonders wirksam erwiesen hat. Es geht aber immer darum, die übertriebenen Angstreaktionen wieder auf ein normales und erträgliches Maß zu reduzieren, damit eine ungetrübte Lebensführung wieder möglich ist.

Die Therapie bietet immer auch einen Raum für persönliche Entwicklung, in dem ein besserer Zugang zur eigenen Gefühlswelt erschlossen wird und in dem das Selbstvertrauen gestärkt werden kann.

Mehr zu den häufigsten Angststörungen

Panikattacken / Panikstörung

Das Hauptmerkmal einer Panikstörung sind plötzliche schwere Angstattacken ohne äußeren Anlass und ohne körperliche Erkrankungsursache. Es kommt auch meist zu intensiven körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schwindelgefühlen, Zittern etc., anschließender starker Erschöpfung. Häufig geht eine Panikstörung mit einer sogenannten Agoraphobie (siehe dort) einher.

Agoraphobie (Platzangst )

Agoraphobie ist eine intensive und anhaltende Furcht vor öffentlichen Plätzen, Straßen, Menschenansammlungen, Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn, Wartesituationen (z.B. auch Arztpraxis, Arbeitsamt). Patienten mit einer Agoraphobie fürchten an diesen Orten, dass sie einen Angstanfall erleiden könnten und dass dann kein schneller Rückzug möglich wäre, keine Hilfe erreichbar wäre oder eine unangenehme öffentliche Aufmerksamkeit entstehen könnte. Oft sind die Betroffenen auf einen engen Aktionsradius an ihrem Wohnort festgelegt oder können sich nur in Begleitung bewegen. Eine Agoraphobie entsteht häufig im Zusammenhang mit einer Panikstörung (siehe dort).

Generalisierte Angststörung

Eine generalisierte Angststörung ist gekennzeichnet durch eine andauernde Ängstlichkeit und Besorgnis. Es gibt eine starke Neigung zu Befürchtungen verschiedener und wechselnder Art, ohne dass ausreichende Gründe für die Sorgen vorhanden sind. Oft liegt auch eine ständige und nur schwer zu beein- flussende Daueranspannung vor. Häufig beziehen sich die Sorgen auf die Bereiche der eigenen Gesundheit, die Familie, finanzielle Dinge oder das das Arbeitsleben. Eine gute Abgrenzung zu einer depressiven Störung als ebenfalls möglicher Ursache für die Beschwerden ist notwendig.

Soziale Phobie

Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine besondere Furcht in Situationen mit sozialer Aufmerksamkeit. Hierzu gehören z.B. das Sprechen vor Zuhörern (Vorträge, Gespräche führen), der Umgang mit Autoritätsperson, das Durchführen bestimmter Handlungen unter der Beobachtung von anderen Menschen (Essen, Schreiben, Arbeitstätigkeiten) oder der nähere Kontakt mit unbekannten Menschen. Es kommt zu außerordentlichen Befürchtungen, sich lächerlich zu machen, ungünstig bewertet zu werden oder durch ungeschicktes Verhalten Ablehnung auszulösen. Häufig bilden sich vermeidende Verhaltensweisen heraus (Rückzug).

Spezifische Phobie (z.B. Höhenangst)

Von spezifischen Phobien sprechen Fachleute dann, wenn eine dauerhafte und unangemessene Furcht vor einzelnen, gut zu beschreibenden Situationen oder Umständen besteht. Spezifische Phobien können in verschiedene Typen unterteilt werden, z.B.:- Tier-Typ (Spinnen, Käfer, Schnecken, Insekten, Schlangen, Hunde, Mäuse)- Situativer Typ (Fahrstuhl, Tunnel, Fliegen, Dunkelheit)- Verletzungstyp (Blut, Spritzen, Verletzung, medizinischer Eingriffe, Zahnarzt, Zahnbehandlung)-Naturgewalten-Typ (Gewitter, Donner, Blitz, Feuer).Es gibt aber eine ganze Reihe weiterer, teilweise sehr spezieller Phobien. Eine spezifische Phobie kann in einer schweren Ausprägung sehr stark belasten und das Leben massiv einschränken.

Höhenangst und Klaustrophobie

Höhenangst ist eine übersteigerte Angst vor großen Höhen, z.B. in hohen Gebäuden, auf Brücken oder an Geländern und Klaustrophobie ist eine Angst vor engen oder abgeschlossenen Räumen. Treten diese Angststörungen alleine auf, gehört sie zu den spezifischen Phobien. Liegen auch noch andere situative Ängste vor, gehört die Höhenangst oder die Klaustrophobie ggf. zu einer Agoraphobie.

Krankheitsangst

Krankheitsangst bezeichnet die Angst oder Überzeugung, an einer ernsthaften körperlichen Erkrankungen zu leiden, ohne dass ein medizinischer Grund hierfür vorhanden ist. Ein anderer Begriff für Krankheitsangst ist Hypochondrie oder hypochondrische Störung. Gegen die anhaltenden Krankheitsängste hilft auch nicht die angemessene Versicherung und Erklärung mehrerer Ärzte, dass die befürchtete Erkrankung nicht besteht. Zur hypochondrischen Störung wurde früher auch eine anhaltende Beschäftigung mit einer vermeintlichen körperlichen Entstellung gerechnet, dieses wird heute vermehrt den Zwangsstörungen zugerechnet.

Info: Körperliche Symptome bei Angst und Furcht

Herzrasen, Atemnot und Schwindelgefühle - körperliche Symptome bei Angststörungen

Angst- und Schreckreaktionen gehören zum angeborenen Repertoire des menschlichen Verhaltens. Sie helfen uns eigentlich, in Gefahrensituationen sinnvoll zu reagieren, z.B. zu flüchten oder sich gegen eine Bedrohung aktiv zu schützen oder zu wehren. Bei einer Angsterkrankung sind zwar die auftretenden Reaktionen besonders ausgeprägt. Viele der Symptome lassen sich aber dennoch über das Schutzprogramm "Angst“ des Organismus erklären.

Panikattacken stellen im Bereich der Angststörungen einen Extremzustand dar. Eine Panikattacke zu erleiden bedeutet Kontrollverlust, Ohnmacht, tiefgreifende Beunruhigung auch im Nachhinein. Auswege aus sich wiederholenden Panikattacken lassen sich über das Wiedergewinnen von Kontrolle, von Ruhe und Erholung, von Übersicht und von Verständnis der auslösenden Ursachen und Bedingungen aber dennoch erreichen.

Zur Beruhigung und dem Wiedergewinnen von Kontrolle trägt am Anfang oft auch einfache Information bei – z.B. das Wissen, dass es bei Angstattacken praktisch ausgeschlossen ist, in Ohnmacht zu fallen. Überhaupt lassen sich körperliche Symptome bei Angst- und Panik - wie etwa Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Schwitzen - oft sinnvoll in ein Funktionsgeschehen des Körpers einordnen, ohne dass dabei körperliche Organprobleme angenommen werden müssen.

Die folgenden Erklärungen entstammen einem bewährten klinischen Aufklärungsprogramm

Was geschieht im Körper bei einer Angstreaktion ?

Unser Körper benötigt Energie, um seine Aufgaben zu erfüllen, also z.B. um sich mithilfe der Muskeln zu bewegen oder mit dem Gehirn wahrzunehmen oder zu denken. Diese Energie wird durch den Zellstoffwechsel gewonnen. In den Zellen werden Nahrungsstoffe und Sauerstoff zu Energie umgewandelt. Die Energie liefernden Nahrungsbestandteile werden nach Aufnahme aus dem Verdauungstrakt mit dem Blut an die Orte transportiert, an denen sie gerade benötigt werden. Auch der Sauerstoff aus der Atemluft wird vom Blut transportiert. Aufgenommen wird er in der Lunge. Dort wird auch das „Abfallprodukt“ des Zellstoffwechsels, das Kohlendioxid (CO2), an die Luft abgegeben. Die Muskeln sind vereinfacht die „Antriebsmotoren“ des Körpers. Sie benötigen Energie, die sie über den Blutkreislauf geliefert bekommen. Damit nicht unnötig Energie verloren geht, werden verschiedene Abläufe im Körper genau den aktuellen Erfordernissen angepasst. So können z.B. Blutgefäße und Atemwege in ihrer Weite reguliert werden, Herz- und Atemfrequenz können verändert werden und sogar die Ausschüttung von Verdauungssäften wird dem jeweiligen Bedarf angepasst.

In einer Angst auslösenden Situation versucht der Körper schnellstmöglich alle Regulationsmechanismen zu nutzen, um sich optimal auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. Für eine schnelle Flucht oder kräftigen Widerstand in einem Kampf benötigt unser Körper viel Energie. Aus diesem Grunde wird die Bereitstellung von Energiereserven aus den Energiespeichern über Ausschüttung von dafür erforderlichen Hormonen gesteigert. Die Atemfrequenz steigt, um mehr Sauerstoff für den Zellstoffwechsel zur Verfügung stellen und das Abfallprodukt CO2 schneller abatmen zu können. Blut wird aus dem Verdauungstrakt zugunsten der Muskulatur umverteilt. Der Blutdruck steigt durch Steigerung der Herzfrequenz und des Schlagvolumens des Herzens. Die Hautdurchblutung und Schweißproduktion wird angeregt, um schnell durch Muskelarbeit anfallende Wärme abgeben zu können. Die Muskelanspannung wird gesteigert. Die Aufmerksamkeit wird auf Bedrohliches konzentriert, die Sinne hierzu geschärft.

Wie sind die unangenehme Begleiterscheinungen von Angst im Einzelnen zu erklären?

Herzrasen, Herzstolpern und das Gefühl, unter Herzrhythmusstörungen zu leiden ergibt sich aus dem Versuch des Körpers, schnellstmöglich die Herzfrequenz zu steigern, um so optimal Blut und damit Nahrungsstoffe und Sauerstoff den Muskeln zur Verfügung stellen zu können.

Das Gefühl von Atemnot ist Folge der Bemühung des Körpers, die Atmung zu beschleunigen, um mehr Sauerstoff zur Verfügung zu stellen und schneller das Abfallprodukt des Zellstoffwechsels, das Kohlendioxid, abatmen zu können. Tatsächlich besteht also gar kein Mangel an Sauerstoff, sondern nur ein Gefühl wie bei Sauerstoffmangel, da der Körper sich auf einen bevorstehenden Sauerstoffmehrbedarf (bei Muskelarbeit) einstellt.

Schweißausbrüche, Hitze- oder Kältegefühle entstehen durch die vermehrte Durchblutung der Haut und die beginnende vermehrte Schweißproduktion, die für die Wärmeabgabe bei Körperarbeit wichtig ist.

Muskelzittern zeigt die steigende Anspannung der Muskulatur an. Diese ergibt sich außer durch eine veränderte Anregung durch die Nerven auch durch eine Veränderung des Elektrolytgehaltes im Blut, da beim Hyperventilieren (über den Bedarf hinaus beschleunigtes Atmen) der PH-Wert des Blutes steigt. Das heißt das Blut wird weniger sauer, also alkalischer, da CO2 (eine Säure) vermehrt abgeatmet wird. Vergleichbar ist das Muskelzittern bei Menschen in Angstsituationen mit einem Düsenflugzeug kurz vor dem Start, wenn die Triebwerke bereits auf Hochtouren laufen, die Bremsen aber noch nicht gelöst sind.

Auch Schwindelgefühle werden oft in der Angst erlebt. Schwindel entsteht immer dann, wenn die im Kleinhirn zusammenlaufenden Informationen aus den Augen, dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, den Rezeptoren in der Muskulatur, den Gelenken und Sehnen nicht zusammenpassen. Beispiele hierfür sind der Schwindel bei plötzlichem Schielen, im „3-D-Kino“ oder bei der Seekrankheit. Bekannt ist aber auch Schwindel nach einer Massage wegen Muskelverspannungen, denn dann werden plötzlich die Informationen aus den Rezeptoren, die Informationen über die Muskelspannung an das Kleinhirn weiterleiten, verändert, da ja die Massage die Muskulatur aufgelockert hat.

Bei der Angst ist es genau anders herum. Die Muskelspannung nimmt, wie schon oben beschrieben, plötzlich zu. Also auch hier wieder vorübergehend eine veränderte Information, bei gleichbleibenden Informationen der anderen Sinnesorgane.

Schwindelgefühle lassen viele Betroffene an eine drohende Ohnmacht denken. Der Schwindel bei Angst ist aber kein Vorbote von Ohnmacht. Der Blutdruckanstieg bei einer Angstreaktion wirkt sogar einer Ohnmacht stark entgegen (Ohnmacht entsteht meist durch Blutdruckabfall). Die einzige Angststörung, bei der eine Ohnmacht eintreten könnte, ist eine sogenannte „Verletzungsphobie“.

Übelkeit, Harn- oder Stuhldrang, Mundtrockenheit oder Bauchschmerzen sind weitere besonders unangenehme Gefühle im Rahmen von Angstzuständen.Sie entstehen dadurch, dass der Körper, um Energie einzusparen, alle Muskeln, die für die Verdauung zuständig sind erschlaffen und die Verdauungssaftproduktion versiegen lässt. Ausgenommen sind nur die jeweiligen Schließmuskeln, die bei Angst besonders fest verschlossen werden, so dass es in der Angstsituation nicht, wie oftmals befürchtet, zum Einnässen oder Einkoten kommt.

Viele Menschen klagen im Rahmen einer Angstattacke oder auch bei länger anhaltender Angst über Konzentrationsstörungen. Tatsächlich ist jedoch die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit in der Angst sogar gesteigert. Nur ist sie auf vermeintlich Bedrohliches beschränkt bzw. auf der Suche nach möglicherweise Bedrohlichem.

Ganz besonders bedrohlich empfinden manche Menschen Sensibilitätsstörungen, wie Taubheitsgefühle oder Kribbeln, da sie dies gedanklich mit einem Schlaganfall in Verbindung bringen. Aber auch diese Symptomatik lässt sich oft als Folge der veränderten Atmung mit starkem Abatmen von CO2 erklären. Wie schon weiter oben beschrieben, kommt es in der Angst durch das schnelle Atmen zu einer Elektrolytverschiebung im Blut. Dies wiederum verändert die Leitfähigkeit und Erregbarkeit der Nerven. Wie beschrieben wurde, sind dabei sowohl motorische Nerven (für die Muskeln) als auch die sensiblen Nerven beteiligt.

Möglicherweise gibt es noch weitere Symptome, die Sie Sich vielleicht noch nicht erklären können. Manchmal handelt es sich dabei um vergleichbare Phänomene, die von Ihnen einfach nur etwas anders erlebt wurden, als von anderen.

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