PTBS / Trauma

Posttraumatische Belastungsstörung / Traumatherapie

Was ist ein Trauma ?

Ein Trauma ist als belastendes Ereignis außergewöhnlichen oder katastrophalen Ausmaßes, das bei fast jedem Menschen eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde, definiert (Definition der Weltgesundzeitsorganisation, WHO). Ein Trauma ist sehr häufig durch ein plötzliches, unerwartetes Auftreten gekennzeichnet. Die psychischen Folgen eines Traumas können sehr komplex sein, lange anhalten und außerordentliches Leiden verursachen.

Traumata haben oft schwere Folgen für die psychische Gesundheit

Nach einer schweren oder katastrophaler Belastungssituation oder einer außergewöhnlichen Bedrohung kann es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung, abgekürzt PTBS, kommen. Mitunter reichen die Auswirkungen auch bis in Veränderungen der Persönlichkeit hinein.

Viele Betroffene beschreiben wiederkehrende, sich aufdrängende Erinnerungen an das Trauma, sogenannte "Intrusionen". Hierzu gehören Bilder, Alpträume oder das durch einen Schlüsselreiz, z.B. eine ähnliches Geräusch, einen ähnlichen Geruch oder ein anderes der traumatischen Situation ähnelnded Merkmal ausgelöste blitzartige Wiedererinnern des Traumas ("Flashback").

Vielfach zeigen Menschen, die unter einer PTBS leiden, Vermeidungsverhalten, d.h. sie vermeiden so gut es geht sämtliche Reize, die mit der traumatischen Situation in Zusammenhang stehen. Ebenso können Betroffenen unter Veränderungen des Realitätsgefühls leiden, z.B. einem Gefühle von Teilnahmslosigkeit oder Entfremdung. Sehr oft zeigen sich eine dauerhaft erhöhte psychische Erregung, eine Unfähigkeit zu entspannen, Ein- und Durschlafstörungen, Gereiztheit bis hin zu Wutausbrüchen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie erhöhte Schreckhaftigkeit und Wachsamkeit, die vor der Belastung nicht vorhanden waren.
Auch beschreiben einige Patienten, die ein Trauma erlebt haben, sich nicht ausreichend an wichtige Aspekte des Belastungserlebnisses erinnern zu können.

Ist ein Mensch wiederholt oder über einen langen Zeitraum Situationen von extremer Belastung ausgesetzt, kann sich eine sogenannte "komplexe posttraumatische Belastungsstörung" entwickeln. Es treten Störungen der Affektregulation, der Impulskontrolle, sozialer Rückzug, Isolation oder ausgeprägte zwischenmenschliche Störungen auf. Es können zusätzlich auch Symptome einer PTBS vorliegen.

Mitunter lösen der häufige Kontakt mit belastenden Ereignissen in Verbindung mit anderen belastenden Bedingungen, z.B. in bestimmten Berufgruppen wie dem Polizei- und Rettungsdienst, auch bei sehr stabilen Menschen Teilmerkmale einer posttraumatischen Belastungsstörung aus ("subsyndromale PTBS"). Es treten dann z.B. nur Intrusionen oder Übererregungssymptome ohne Vermeidungsverhalten auf.

 

Welche Ereignisse lösen besonders häufig psychische Traumafolgen aus ?

 

Zu den schwerwiegenden Ereignissen, die eine Traumatisierung bewirken können, gehören eine ganze Reihe von Situationen. Besonders häufig führen nach heutigen Untersuchungen Erfahrungen mit menschlicher Gewalt zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Jedoch können auch viele drastische Erfahrungen ohne menschliche Gewalteinwirkung traumatisierend wirken, wie etwa das Erleiden eines Unfalls, die Teilnahme an Rettungseinsätzen, bedrohliche eigene Verletzungen und Erkrankungen oder Todesfälle im nahen Umfeld. Im täglichen Leben weisen solche Ereignisse in der Summe sogar eine gar nicht so geringe Häufigkeit auf.

In jüngerer Zeit ist verstanden worden, dass auch der mittelbare Kontakt mit traumatisierenden Ereignissen, etwa wenn sich jemand in Beruf oder Dienst mit solchen Ereignissen und ihren Opfern befassen muss, eine posttraumatische Wirkung entfalten kann ( z.B. der Kontakt mit schockierenden Ereignissen und Opfern im Polizei- oder Rettungsdienst oder in helfenden Berufen ). Als extrem belastend wird hier z.B. der Umgang mit Vorgängen eingeschätzt, in denen Kinder Opfer sind.

Forscher haben in Untersuchungen Ereignisse zusammengetragen, die besonders häufig traumatisierend wirken, jedoch kann ein traumatisierendes Ereignis auch sehr individuell sein.

 

Häufigkeit von posttraumatischer Belastungsstörung in Abhängigkeit vom Ereignis

Aus einer Stellungnahme des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages :

... " Bei wie vielen Personen sich danach eine PTBS entwickelt, hängt zum einen von der Art und Schwere des Traumas ab. Auch scheint die Direktheit der individuellen Konfrontation mit Gewalt und Tod eine Rolle zu spielen. So fanden mehrere Untersuchungen heraus, dass während der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg nur wenige Personen PTBS erlitten, während es bei vergewaltigten Frauen sehr häufig auftrat.

Wie bei allen psychischen Störungen, haben aber auch die individuellen Bedingungen und Eigenschaften eines Menschen, wie familiäre Risiken, Vorerfahrungen, kulturelle Besonderheiten, einen Einfluss auf das Zustandekommen der Posttraumatischen Belastungsstörung.

Der ICD führt folgende Häufigkeiten in Abhängigkeit von der Art des Traumas auf:

− Ca. 50% Prävalenz nach Vergewaltigung
− Ca. 25% Prävalenz nach anderen Gewaltverbrechen

− Ca. 50% bei Kriegs- und Vertreibungsopfern

− Ca. 15% bei Verkehrsunfallopfern
− Ca. 15% bei schweren Organerkrankungen (Herzinfarkt, Malignome). "  ...

 

Quelle:   https://www.bundestag.de/blob/494384/d70f4345d107293a40521a103a533e75/posttraumatische-belastungsstoerung-data.pdf

Liste von Auslösesituationen für eine posttraumatische Belastungsstörung

Liste mit traumatisierenden Erfahrungen aus einer repräsentativen Untersuchung*

Direkte Erfahrungen mit menschlicher Gewalt

- Vergewaltigung
- Überfälle
- Körperverletzung
- sexuelle Angriffe und Belästigung
- Bedrohung mit Waffen
- Straftaten wie Entführung, Geiselnahme
- Teilnahme an Kampfeinsätzen
- Zeugenschaft bei schwerer Straftat oder Gewalt

Unfälle und schockierende Erlebnisse ohne menschliche Gewalt

- Verkehrsunfälle, schwere Unfälle
- schwere Verletzungen
- Feuer, Überschwemmung, Naturkatastrophen
- Konfrontation mit lebensbedrohlicher Erkrankung
- schwere Erkrankung eines Kindes
- Zeuge bei Todesfall oder Unfall
- Auffinden eines Toten oder Verletzten

Indirekte Erfahrungen mit der Traumatisierung anderer

- Vergewaltigung einer nahestehenden Person
- Raubüberfall auf eine nahestehende Person
- Ernster Verkehrsunfall im Umfeld

Verluste von nahestehenden Menschen

- plötzlicher Tod eines Familienmitglieds oder Angehörigen
- Tod eines engen Freundes

* nach Breslau et al. (1998), https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/204066

 

Wie hilft Psychotherapie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung?

Psychotherapie in einer vertrauensvollen Therapiesituation kann eine entscheidende Hilfe sein, um die Folgen eines Traumas zu bewältigen. Die Traumaforschung und neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass die extreme Streßbelastung in der traumatischen Situation zu einer desorganisierten Erlebnisspeicherung im Gedächtnis führt, welche eine "Hinter sich lassen" und ein Einordnen des Erlebten im Sinne normaler Vergessens- und Verarbeitungsprozesse verhindert. In diesem Rahmen werden z.B. die so charakteristischen Wiedererinnerungen und Intrusionen erklärt, welche häufig Folgen eines Traumas sind.

Die Auswirkungen eines Traumas können deshalb häufig nur durch spezielle psychotherapeutische Verfahren, welche durch eigens hierfür ausgebildete Psychotherapeuten durchgeführt werden, behandelt werden. Als sehr wirksam haben sich die Methoden EMDR ("Eye Movement Desensitization and Reprocessing") und IRRT ("Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy“) gezeigt. Die Traumatherapie zielt mit diesen Elementen neben einer allgemeinen sensiblen Unterstützung darauf ab, vor allem die traumabezogenen Gedächtnisprozesse günstig zu beeinflussen. Die genannten Verfahren zählen zu den wirksamsten Verfahren der Psychotherapie und mindern Traumafolgen dauerhaft.

Wie genau läuft EMDR und IRRT ab?

Wie genau läuft EMDR und IRRT ab?

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR hat zum Ziel, desorganisierte, überfordernde Erinnerungen zu normalisieren und einen normalen Gedächtnisprozeß einzuleiten, so dass Intrusionen und belastende Wiedererinnerungen abgebaut werden. Hierbei erfolgt die Bearbeitung der Erinnerung durch das Nutzen eines standardisierten Ablaufs. Es wird nach einem kurzen In-Kontakt-Gehen mit der belastenden Situation bilaterale Stimulation durchgeführt (Augenbewegungen, kurze Berührungen, Töne). Dabei kann das Erlebte nach der Verarbeitung vom Traumagedächtnis in eine übliche Gedächtnisrepräsentation überführt werden.

IRRT (Imagery Rescripting& Reprocessing Therapy)
Es findet eine imaginierte Traumaexposition statt, bei der die traumatisch erlebten Bilder verändert und Bewältigungsbilder vorgestellt werden.

Typ - I Trauma und Typ- II Trauma

Typ - I Trauma und Typ- II Trauma

In der wissenschaftlichen Literatur werden häufig folgende Traumatypen unterschieden:

Typ I-Traumata sind im Vergleich zu Typ 2 Traumata durch ein kurzes und einmaliges Auftreten gekennzeichnet (z. B. schwerer Verkehrsunfall, berufsbedingtes Trauma bei z. B. der Polizei, Feuerwehr etc., kurz dauernde Katastrophe (Wirbelsturm, Brand), sexueller Übergriff (z.B. Vergewaltigung), Übergriff, der mit körperlicher Gewalt verbunden ist (z.B. Banküberfall).

Typ II-Traumata sind z.B. langandauernde Naturkatastrophen (Erdbeben mit Nachbebenserien, Überschwemmungen), technische Katastrophen (z.B. Giftgaskatastrophen) mit anhaltenden Folgen /, mehrfache mit sexueller und / oder körperlicher Gewalt verbundene Übergriffe in der Kindheit bzw. im Erwachsenenalter, Kriegserlebnisse, Geiselhaft, Folter).

Krankheitsbedingte Traumata: sind z,B. akute sowie chronische lebensgefährliche Erkrankungen, als bedrohlich erlebte medizinische Eingriffe und / oder ein komplizierter Behandlungsverlauf

 

Gibt es besonders gefährdete Berufsgruppen ?

Gibt es besonders gefährdete Berufsgruppen ?

In bestimmten Berufsgruppen besteht u. U. eine höhere Wahrscheinlichkeit, mit traumatisierenden Ereignissen in Kontakt zu kommen. Hierzu zählen z.B.

Polizei - und Rettungsdienst, Militärdienst, Ärzte- und Psychotherapeuten, Zugführerinnen und Zugführer, Journalisten

Forschungsergebnisse zur Häufigkeit von Traumaterfahrungen

Forschungsergebnisse zur Häufigkeit von Traumaterfahrungen

Forschungsergebnissen zufolge erfahren bis zu 60 % aller Menschen im Laufe ihres Lebens Stress/Belastungen, die den objektiven Kriterien eines Traumas entsprechen. Es erfolgt bei den meisten aber eine Spontanerholung und nur ca.15% entwickeln eine PTBS. Auch die zeitliche Dauer der Störung ist unterschiedlich. Ob nach einem Trauma eine PTBS entwickelt wird, hängt von der Art des belastenden Ereignisses ab. Daneben spielen biologische und psychologische Aspekte bei der Entwicklung einer PTBS eine Rolle. Es bestehen zudem häufig Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) wie Missbrauch / Abhängigkeit von Alkohol oder Benzodiazepin-Präparaten (als Selbstheilungsversuch), depressive Episoden, Angststörungen, erhöhtes Suizidrisiko.

 

 

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Links

https://www.bundestag.de/blob/494384/d70f4345d107293a40521a103a533e75/posttraumatische-belastungsstoerung-data.pdf

https://ptbs-hilfe.de/kopf-und-seele/prof-seidler-erklaert.html

https://www.health.harvard.edu/mind-and-mood/post-traumatic-stress-disorder

https://www.t-i-z.de/trauma-info/betroffene-%C3%BCberblick/polizei/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/153205/Posttraumatische-Belastungsstoerung-eine-diagnostische-und-therapeutische-Herausforderung

 

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